Christian Ude

Die Borstei – wenn es doch mehr davon gäbe!

Von am 24. April 2015

Autofahrer kennen so was gar nicht. Sausen einfach die Dachauer Straße weiter entlang. Als Radler lasse ich aber keine Gelegenheit aus, bei Fahrten in den hohen Norden der Stadt hier rein zu schauen. In der Borstei. „Die kultivierte Wohnsiedlung“ wurde sie genannt, als sie 1929 bezogen werden konnte. Ein Juwel der Stadt ist sie immer noch. Kostbarer denn je.
Der Bauunternehmer Bernhard Borst hat sie „für den Mittelstand“ geschaffen – mit dem Ziel, den Reiz des Eigenheims mit Garten und die Vorzüge der Etagenwohnung zu verbinden. Die Bewohner der 770 Wohnungen blicken ins Grüne, die sieben Höfe sind kleine Parks mit Bäumen und Büschen, Brunnen und Skulpturen. Die Anlage bietet Rückzugsmöglichkeiten, nicht Großstadt-Einsamkeit. Gemeinschaftsleben, nicht Kommerz-Rummel. Reizvolle Urbanität.

Natürlich steigen auch hier die Instandsetzungskosten und die Mieten. Aber die Bewohner sind seit Generationen vor der Brutalität des Münchner Immobilienmarktes sicher. Der Freistaat hingegen hat mehr als zehn Mal so viele staatliche Wohnungen kürzlich verscherbelt und zum Spielball der Spekulation gemacht. Ein irrer Kontrast!

Kolumne: Der Rote Radler
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