Christian Ude

Einmal die Woche bin ich ein „Landei“

Von am 16. Oktober 2014

Man kann ja als hochnäsiger Großstadtmensch von den „Landeiern“ halten, was man will, eins haben sie uns jedenfalls voraus: Sie wissen beim Einkauf, woher die Lebensmittel kommen. Sie kennen den Hersteller oft sogar persönlich, können ihm vertrauen und haben beim Einkauf die Gewissheit, sich vernünftig zu verhalten: Wer Produkte aus der eigenen Region kauft, ist ein Freund kurzer Wege, lässt seinen Wein nicht aus Kalifornien oder Südafrika einfliegen und sein Rindfleisch nicht aus Argentinien. Was das Sprit spart!

Und wir? Wir kommen mit vollen Einkaufswägen aus dem Supermarkt, ohne eigens nachzuschauen, woher die Produkte stammen. Keine Ahnung. Meistens jedenfalls. Erst Fernsehreportagen über Massenhaltung und Tiertransporte verderben uns nachträglich den Appetit. Aber das muss nicht so sein. Wir können nämlich auch direkt beim Landwirt kaufen. Seit 25 Jahren! So lange schon gibt es Bauernmärkte in München. Zum Beispiel samstags im Norden an der Berliner Straße. Da locken Gemüse und Obst aus dem Oberland, Fleisch aus Niederbayern, Forellen aus dem Voralpenland, Schnäpse aus eigener Brennerei vom Bodensee.

Weil ich eine Wette mit der Landesbäuerin verloren hatte, musste ich dort einmal einen Vormittag lang verkaufen. Dabei konnte ich die Landwirte und ihre Kundschaft näher kennenlernen. Den Herstellern macht es Spaß, nicht für einen anonymen Markt zu produzieren. Und die Kunden beruhigt es, den Produzenten vertrauen zu dürfen und sie ausfragen zu können. Einmal in der Woche bin ich gerne ein „Landei“! Einfacher kann ein Ausflug zu den Vorzügen des Landlebens gar nicht sein. Da es zehn gut verteilte Bauernmärkte in München gibt, gilt das übrigens fürs gesamte Stadtgebiet!

Kolumne: Der Rote Radler
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