Christian Ude

Immer wieder montags …

Von am 22. Januar 2015

Immer wieder sonntags kommt die Erinnerung: ach ja, richtig, für morgen Abend können wir nichts ausmachen, da ist ja wieder DEMO. Denn immer wieder montags … ruft die Pflicht. Weil einige rufen, sie seien das Volk. Wenn sie es wären, müssten sie es nicht rufen, weil man es sähe. Sie müssen es rufen, weil niemand auf die Idee käme, dieser klägliche Haufen sei das Volk. Doch der Slogan ist nicht nur ein Irrtum, sondern auch eine maßlose Anmaßung. Sie stellen sich auf eine Stufe mit den Bürgerrechtlern, die damals mutig einem Unterdrückungsapparat den Volkswillen entgegenhielten. Sagt doch ehrlich, wer ihr seid: Teilweise Rechtsextremisten, von denen das Volk die Nase voll hat, teilweise verärgerte Bürger, die hinter Rechtsextremisten herlaufen und ihnen die Regie überlassen, was genauso unverantwortlich ist. Deshalb ist es ja so wichtig, dass massenweise Contra gegeben wird.

Aber wie lange soll das gehen? Wie lange macht es Sinn? Bringt uns die gedankliche Vergröberung des demonstrativen Schlagabtauschs wirklich weiter? Wenn es am plakativen Ende nur noch „Nazis“ oder „Charlies“ gibt? Wobei ja kurioser Weise die Guten, die „Charlie“ sein wollen, sich mit einer Publikation identifizieren, die Muslime weltweit bis zur Weißglut reizt – was kein Grund ist, nur einen Millimeter von der Meinungsfreiheit abzurücken, was aber doch die Frage aufwirft, ob man mit der Verletzung religiöser Gefühle den toleranten Umgang mit religiösen Minderheiten beibringen kann. Wenn die Stimmung derart explosiv ist wie gegenwärtig, sollte deeskaliert werden. Immer wieder montags …

Kolumne: Der Rote Radler
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