Christian Ude

Mobil müsste man sein

Von am 13. November 2014

In dieser Woche mussten viele Münchner Musik-Liebhaber von einem großen Musiker Abschied nehmen, der jahrzehntelang mit seinem Saxophon, mit seinem unverwechselbaren Klang, mit seiner Leidenschaft und Improvisationslust Zehntausende begeistert hat: Klaus Kreuzeder.

Er hat weltweit bei riesigen Open-Air-Konzerten und sogar bei der Eröffnung Paralympischer Spiele mitgewirkt und Tourneen durch verschiedene Erdteile unternommen. Dabei war er seit seinem ersten Lebensjahr nach einer Kinderlähmung an den Rollstuhl gefesselt. Andere hätten nur unter dieser Behinderung gelitten und ihr Schicksal beklagt. Nicht so Klaus Kreuzeder. Er hat sich nicht unterkriegen lassen, sondern gegen die Behinderung gekämpft und mit unerbittlichem Willen darum gerungen, am Leben in vollen Zügen teilnehmen zu können. Er hat Lebensfreude ausgestrahlt und Menschen mit Behinderung Mut gemacht. Er hat Inklusion gelebt, als diese Jahrhundertaufgabe noch gar nicht „erfunden“ war.

Mit Vergnügen erinnere ich mich an ein Silvesterfest, bei dem gegen 2 Uhr morgens wieder mal kein Taxi zu bekommen war. Am nächsten Stand und in der Zentrale wurde nicht einmal das Telefon abgehoben. So standen wir, die wir aus Angst um den Führerschein das Auto oder in Sorge vor einer Torkelfahrt das Rad zuhause stehen gelassen hatten, frierend vor dem Restaurant herum. Da wurde es Klaus zu dumm, er schaltete den Elektromotor seines Rollstuhls an und verschwand in die Dunkelheit. Aber vorher rief er uns noch zu: „Tja, Freunde, mobil muss man sein!“

Kolumne: Der Rote Radler
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