Christian Ude

Neues vom Times Square des Millionendorfs

Von am 11. Dezember 2014

Als Radler mag ich ihn ehrlich gesagt nicht besonders, den Stachus. Allein ein Spurenwechsel scheint ein Abenteuer auf Leben und Tod zu sein. Und die vielen Trambahnritzen bereiten auch keine Freude. In meiner Kindheit war das anders: Da war das Stachus-Rondell das Tor zur großen weiten Welt, mit all seiner Leuchtreklame der Times Square für Millionendörfler. Und im Winter gab es auf der Verkehrsinsel in der Mitte sogar herrliche Skulpturen aus purem Eis.

Heute stört mich eigentlich die Fassade des Königshofs am meisten. Ein seltsamer Kontrast zur höchsten gastronomischen Qualität in der Belle Etage mit ihrer großen Fensterfront zum einstmals verkehrsreichsten Platz Europas. So was Langweiliges aber auch! Und erst die Tristesse des obersten Stockwerks!

Kein Wunder, dass die Eigentümer gerne einen Neubau wagen wollten, natürlich auch wegen des Raumprogramms und aus technischen Gründen. Aber was passierte, als das Preisgericht den Sieger-Entwurf präsentierte? Der Widerstand organisiert sich. Diese Woche gewannen die „Altstadtfreunde“ prominente CSU-Politiker für ihre Petition gegen den Neubau.

Vielleicht ist er ja auch Ihnen unbehaglich. Schon deshalb, weil der Münchner an sich gar nichts mag, was er nicht schon längst gewöhnt ist. Aber überlegen Sie doch mal einen winzigen Augenblick lang: Würden Sie nicht vor Empörung aus der Haut fahren, wenn Sie den Entwurf schon seit einigen Jahren gewöhnt wären und plötzlich der Vorschlag käme, ihn durch ein Bauwerk mit der alten Fassade zu ersetzen!?

Kolumne: Der Rote Radler
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