Christian Ude

Und plötzlich rollt der Rubel

Von am 28. August 2014

Das haut doch den stärksten Radler glatt vom Sattel: die im Rathaus wollen 175 Millionen Euro für neue Radwege ausgeben. Der Wahnsinn! Aber bevor Sie, liebe BILD-Leser, üble Verwünschungen über rotgrüne Spinner ausstoßen, sollten Sie eines bedenken: Der Vorschlag kommt von den Schwarzen. Wie das? Vielleicht ist es ja nur die Blitzreaktion auf eine Fernsehmeldung vom Vortag: Die Deutschen besitzen 72 Millionen Fahrräder. Nicht auszudenken, wie viele Wahlberechtigte sich dahinter verbergen. Da heißt es wirklich „neu denken“. Nicht immer nur wie in den Baby-Jahren „Auto! Auto!“ Rufen.

Doch wie soll der Radverkehr gefördert werden? Da staunt man Bauklötze. Er soll „wegverlagert“ werden von großen Straßen – um die benachbarten Viertel herum. Vorhandene Radwege am Rande von Hauptstraßen müßten dann „zurückgebaut“ werden. Tolles teures Förderprogramm!

Die alte Einsicht, daß die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten die Gerade ist, soll nur noch fürs Auto! Auto! gelten. Also 175 Millionen für längere Wege. Die Idee stammt wohl vom chinesischen Verkehrsminister Um Lei Tung. Der will auch fast nichts mehr von den Radlern wissen.

Aber langsam. Dass die CSU bei Investitionen für den Radverkehr nicht mehr Zeter und Mordio schreit, sondern als Spätstarter alle anderen, die sich da seit unvordenklichen Zeiten abrackern, sogar übertrumpfen will, ist ja durchaus zu begrüßen. Alle Rubel rollen für das Rad! Das Geld ist schon mal da. Jetzt muss nur noch bedacht werden, wie das mit der kürzesten Verbindung zwischen zwei Punkten war. Und wieviele Radfahrer auch wahlberechtigt sind! Und plötzlich rollt der Rubel.

Kolumne: Der Rote Radler
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