Christian Ude

Große Kirche – ganz klein

Von am 27. November 2014

Schon als Schulbub habe ich es genossen, die Radlfahrt durch den Englischen Garten kurz zu unterbrechen, um auf den Monopteros zu steigen. Was für ein Anblick! Vorne die Natur und hinten die Altstadt-Silhouette mit ihren Kirchen, Türmen und Kuppeln. Die Frauentürme, der Alte Peter, Heilig Geist, die Theatinerkirche, ganz rechts die zwei spitzen Türme der Ludwigskriche. Ein imposanter Auftritt der Kirche im Stadtbild!

Und wenn der Papst Armut und Hunger in einer reichen Welt anprangert und Menschlichkeit für Flüchtlinge fordert, wird auch Anders- und Ungläubigen warm ums Herz. Einerseits. Und andererseits kommt dann so eine Nachricht in die Tagesschau: Die Katholische Kirche hat einen Sieg errungen! Einen bedeutenden Triumph, für den sie vor Gericht durch alle Instanzen gegangen ist! Unbeugsam! Sie hat durchgesetzt, dass sie in einem Katholischen Krankenhaus einen Chefarzt kündigen darf, weil der ein zweites Mal geheiratet hat. Hat der Arzt da doch tatsächlich mit seiner Lebenspartnerin den Bund fürs Leben geschlossen, nicht einfach die Zeit mit wechselnden Gespielinnen verbracht, was ihm nie gerichtsverwertbar zum Vorwurf gemacht werden könnte. Nein, er hat sich zu seiner Lebensgefährtin bekannt, dies nach außen dokumentiert und Verantwortung übernommen. Eigentlich das Beste, was er in dieser Lebenssituation überhaupt tun konnte. Und dann wird so ein „Sieg“ erkämpft – und lässt die große Kirche recht klein erscheinen.

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