Warum nur sind wir Radler – trotz des miserablen Wetters – so auffallend fröhliche Leute? Ganz einfach: Über unserem Haupt baumelt kein Damoklesschwert, das jederzeit auf uns herabstürzen könnte. Ganz anders die Autofahrer! Sie fahren über marode Straßen und baufällige Brücken und stehen ewig im Stau – und müssen sich dann auch noch grün und blau dafür ärgern, dass sie dafür bald noch mehr bezahlen sollen. Ein verdrießliches Schicksal.
Dabei haben sie es sich selber zuzuschreiben! Sie haben ja selber die Maut verlangt, von der sie sich jetzt bedroht fühlen müssen. Drei Jahrzehnte lang, seit 1984, haben sie bei jedem Urlaub die alpenländischen Nachbarn verflucht, die gnadenlos abkassierten, bevor man ihre Autobahn benutzen durfte. Deshalb der Beschluss: Das machen wir auch! Ausländer abkassieren! Bravo! Beifall! Mit dieser frohen Botschaft ließen sich sogar Wahlen gewinnen. Alles klar? Dumm ist nur, dass die Ausländer auch Inländer abkassieren. Das möchten wir aber auf gar keinen Fall tun. Also „Maut nur für Ausländer“!
Da das nicht zulässig wäre, muss man zunächst einmal auch Inländer abkassieren – aber natürlich nur zum Schein. Sie müssen erst zig-Millionen-Mal zahlen, um es dann zig- Millionen-Mal zurückzubekommen. So viel Bürokratie kann Europa in Jahren nicht abbauen, wie wir mit diesem Genie-Blitz aufbauen.
Allerdings bleibt am Ende nur wenig Kies in der Kasse. Also Maut auf allen Straßen, damit Geld reinkommt. Da schreien allerdings die Grenzgebiete auf: „Da kommt niemand mehr zu uns, eine Katastrophe für Einzelhandel, Hotellerie und Gastronomie!“ Also doch nur Autobahnen? Da maulte diese Woche die CSU der ländlichen Regionen: „Das verlagert den Verkehr in die Dörfer, ein Schwachsinn!“ Man kann es drehen und wenden wie man will: Die Maut ist out. Aber irgendwann wird es sich schon herumsprechen: Aus die Maut.