Natürlich gehen oder radeln viele achtlos vorbei. Aber es gibt auch viele Radfahrer und Spaziergänger, die in der Residenzstraße stehen bleiben, um den Text der deutlich sichtbaren Gedenktafel an prominenter Stelle zu lesen. Dort wird der Polizeibeamten gedacht, die an diesem Ort mit ihren Kollegen den Hitlerputsch 1923 stoppten, aber dabei von den Nazis getötet wurden. Sie gehören zu den ersten Opfern des Nazi-Terrors. Millionen folgten.
Jahrzehntelang gab es nur eine Gedenkplatte am Boden, die man kaum wahrnehmen konnte, über die man im wahrsten Sinne des Wortes „einfach hinweg ging“. Der Münchner Stadtrat hat schon vor vielen Jahren gegen dieses „Gedenken im Straßenschmutz“ protestiert, übrigens auf Antrag der CSU-Stadtratsfraktion. Lange Zeit vergeblich. Bis ich Innenminister Herrmann, damals neu im Amt, auf dieses Ärgernis ansprach. Er handelte sofort und ermöglichte die vorher verweigerte Tafel an der Residenz. Auch bei Bayerns erstem demokratischen Ministerpräsidenten, dem ermordeten Juden Kurt Eisner, fand das Gedenken lange Zeit nur am Boden statt, bis wir endlich am Oberanger ein würdigen Denkmal enthüllen konnten.
Dieser Tage haben CSU und SPD im Münchner Stadtrat beschlossen, dass auch künftig aller Opfer des Naziregimes „auf Augenhöhe“ und nicht „im Straßenschmutz“ gedacht werden soll. Wohlgemerkt ALLER Opfer und nicht nur eines Bruchteils, wie es bei den heftig umstrittenen „Stolpersteinen“ geschieht. Gedenken muss alle Opfer einschließen und muss einen würdigen Platz haben. Man kann der großen Mehrheit des Stadtrats nur Danke! und Respekt! sagen.