Christian Ude

Im türkischen Café an der Schleißheimer Straße

Respekt vor den Türken!

Von am 19. Juni 2015

Foto: Im türkischen Café an der Schleißheimer Straße

Wie oft ist mir das schon passiert: Ich radle durch die Stadt, da winkt mich ein türkischer Gastwirt (oder Gemüsehändler oder Döner-Verkäufer) herbei, um von München zu schwärmen – und dann auch von Tayyip Erdogan. Weil er das Land wirtschaftlich vorangebracht und den Türken Respekt verschafft hat. Natürlich denken nicht alle so, aber doch sehr viele, gerade in Deutschland, wie Umfragen belegen. Er ist ja anfangs sogar den Kurden mehr entgegen gekommen als seine Vorgänger.
Aber dann ist er immer autoritärer geworden. Seine Partei beherrscht das Fernsehen zu 90 Prozent. Medienvielfalt? Fehlanzeige. Kritische Demonstranten wurden niedergeknüppelt. Sein Riesenpalast zeugt von Allmachtsphantasien. Über das Verfassungsgebot, als Präsident keinen Wahlkampf zu machen, hat er sich glatt hinweggesetzt. Deshalb die bange Frage : Wohin entwickelt sich die Türkei? Das war in den vergangenen Monaten auch hier in Istanbul, wo ich in dieser Woche bin, die zentrale Sorge. Und jetzt wissen wir: 59 Prozent habe ihm bei den Wahlen die Gefolgschaft verweigert. Wollen nicht noch mehr Macht- und Prachtentfaltung. Wollen nicht, dass Religion und Politik immer mehr vermengt werden. Setzen auf die Gleichberechtigung der Frau.
Da kann ich nur sagen: Respekt! Respekt vor den Türken!

Kolumne: Der Rote Radler
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