Christian Ude

Dürfen Mörder „Helden“ werden?

Von am 5. März 2015

Vorgestern kam ein Besucher zu spät zu einer Verabredung. „Stau“, sagte er zur Entschuldigung, „Stau in der Nymphenburger Straße. Wegen einer Demo.“, Ich war entsetzt. Da wollten doch Rechtsextremisten gegen den NSU-Prozess demonstrieren. „So viele Demonstranten?“ fragte ich. Er wußte es nicht, der Verkehr wurde ja umgeleitet. Gestern stand es dafür in der Zeitung. Es waren elf Demonstranten. Nicht ihre Zahl, sondern die Sicherheitsvorkehrungen haben den Verkehr lahmgelegt.

Die Polizei kann nichts dafür: Was nicht verboten werden kann, muss geschützt werden. Das ist keine Kumpanei, sondern der Rechtsstaat. Ganz egal, wie ekelhaft die Beamten die Demonstration selber finden. Aber war sie nur ekelhaft? Die Nazis, denen man keinen verharmlosenden Namen geben sollte, verhöhnten die Angehörigen der Mordopfer, die auf dem Weg zum Gericht auch noch an ihnen vorbei gehen mussten, und sprachen von den Serienmördern als „Helden“. Kann man das Grundgesetz und jedwede Menschlichkeit brutaler mit Füßen treten?

Die Justiz hat die Demo an dieser Stelle ermöglicht. Nicht einmal auf die andere Straßenseite verwiesen. Ja, das Verfassungsgericht räumt der Demonstrationsfreiheit einen hohen Rang ein. Aber mir wird übel, wenn ich daran denke, wie fürsorglich die Justiz die Mächtigen der Welt , die selber von Guantanamo bis zur Krim gar nicht zimperlich sind, vor Pfiffen und Buh-Rufen abschirmt. Und was sie den Angehörigen von Mordopfern zumutet…

Kolumne: Der Rote Radler
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