Christian Ude

Mit der Rikscha in der Ferne

Von am 30. Mai 2014

Als ich das erste Mal in eine Rikscha hineinkomplimentiert wurde, war mir das unsagbar peinlich. Sollte ich, fragte ich mich am Rande ver Verbotenen Stadt in Peking, da wirklich auftreten wie ein Kolonialherr, der einen dürren Chinesen bis zur Erschöpfung strampeln lässt?

Dann begegnete mir die Zunft der Rikscha-Fahrer wieder – ausgerechnet am Marienplatz. Offen gesagt fand ich es nervig, wie sie den Weg versperrten. Aber Mitleid erregten sie nicht: Sie waren den ganzen Tag an der frischen Luft, machten ihr Hobby zum Job und wirkten auch noch durchtrainiert. Und sie strampeln wahrlich nicht für Gottes Lohn. Meine Test-Fahrerin erzählte mir stolz, dass drei betrunkene Amis ihr den Tarif-Lohn von 50 Euro anstandslos bezahlten – alle drei! Das rechnet sich, würden Unternehmensberater sagen. Weil ich einerseits nicht als Sklaventreiber auftreten, andererseits nicht über den Tisch gezogen werden wollte, war ich bislang eher zurückhaltend.

Aber in der Ferne? Warum nicht? Vergangene Woche in Dresden: Man hat kein Rad zur Hand, Autofahren verbietet sich in der Altstadt, für lange Wanderungen ist es schon zu heiß – warum nicht die frische Luft genießen, ohne selber zu strampeln? Radeln lassen – das ist der vollkommene Genuss, wenn man in andere Städte eintauchen will, lautlos und ohne Benzinduft. Die Fahrt kostet rund 20 Euro, pro Gast, wie man ehrlicherweise dazu sagt. Der junge Dresdner weiß zum Zwinger genauso viel zu erzählen wie zur Frauenkirche, und alles klingt recht plausibel. Nicht so hanebüchen wie in München, wo mir die radelnde Gastführerin im Hofgarten erzählte, der Diana-Tempel heiße so, weil Ludwig der Zweite ihn der Prinzessin Di geschenkt habe. Das sei zwar nicht wahr, gestand sie, aber Amis würden es immer gerne hören.

Do NOT follow this link or you will be banned from the site!